Ausziehen ohne Kommando, Scheibenwischwasser, Ausreden wegen Regen und “Freikarte Silberputzen”
Ankläger Andreas Menge, Richter Rainer Sause und Praktikant Eike Picht zeigen keine Milde und kein Erbarmen beim Schützengericht der Herzberger Schützengesellschaft
Neben den Majestäten und Mitgliedern der Schützengesellschaft begrüßte Rainer Sause Gäste aus der Politik, der regionalen Wirtschaft, den Kirchen, der Banken und Sparkassen und des Öffentlichen Lebens. Ein besonderes Willkommen galt auch dem Neuen Berghornisten Corps aus Clausthal-Zellerfeld, das die Veranstaltung mit zünftiger Blasmusik unter viel Beifall begleitete. Für die zwischenzeitlichen Durchsagen für eingehende Spenden gab es jedes Mal viel Beifall und ein Dreifaches „Gut Schuss!“.
Der Landrat Marcel Riethig überbrachte Grußworte und bedankte sich bei den Herzberger Schützen für das erneut größte Schützenfest im Landkreis Göttingen. Der Bürgermeister Christopher Wagner bedankte sich ebenfalls im Namen aller Herzberger Bürger für das erneut gelungene Schützenfest trotz schlechtem Wetter.
Nach dem Vorgeplänkel ging Richter Sause dann zur Sache.
Eine Neuerung in diesem Jahr war das Zeugengeld. Das heißt für jeden Zeugen, der vom Angeklagten genannt, 5.000 Schützentaler. Jeder freiwillige Zeuge der sich der guten Sache zur Verfügung stellt 20.000 Schützentaler. Zahlbar sofort an das Hohe Gericht. Dieses deckt damit einen Teil seiner Auslagen. Auf Grund der hohen Nachfrage könnte jeder der sich schudig fühle sich selbst stellen und 5.000 Schützentaler bezahlen. Hierfür stand ein Zeitfenster von 30 Sekunden zur Verfügung, wovon Mathias Melzer Gebruch machte, es ihm aber im weiteren Verlauf des Gerichts nichts brachte.
Junggesellenhauptmann Eike Jan Picht ging wieder als Praktikant des Gerichts erbarmungslos gegen die Verurteilten vor, da bei ihm im letzten Jahr Potential erkannbar war.
Picht referierte zunächst über die unterschiedlichen Ordnungen der Schützengesellschft und stellte mit seiner tadellosen Kleidung die Kleiderordnung vor: Hut mit Feder, weißes Hemd, Vereinskrawatte, weiße Handschuhe, schwarze Hose, Strümpfe und Schuhe. In der Damenkompanie wird laut Picht darauf anscheinend nicht so viel Wert gelegt. Petra Wawoczny musste zunächst die Kleiderordnung der Schützenschwestern an ihrem Beispiel vorstellen.
Die fragwürdigen Fälle in der Zusammenfassung:
Beim Königessen legten einige Schützenschwestern ihre Uniformjacke ohne Kommandeo “Marscherleichterung” ab. Die Schützenschwestern Daniela Gaudlitz, Petra Wawoczny, Alexandra Burghard, Christine Sause, Jana Burghard, Anke Ix, Christa Oschmann, Yvonne Hampel, Christel Meyer und Helga Bierwirth mussten jeweils 5.000 Schützentaler Strafe zahlen
Beim Schützenfest in Hannover versuchten einige Mitglieder sich mit Ausreden vom Umzug im Regen abzumelden, um in der überdachten Kutsche der Schützengesellschaft Hannover-Südstadt mitfahren zu können. Michael Schall, Wolfgang Bick, Harald Rottman und Thomas Telge wurden zu 20.000 Schützentaler verurteilt, Heide Binnewies wurde freigesprochen – ein Novum beim Schützengericht.
Auf dem Weg zur Stadtmeisterschaft wurde der Ehrenvorsitzende Rainer Sause auf dem Fahrrad von Peter Kirschke im Cabrio sehr langsam überholt und mit der Scheibenwischanlage angesprüht. Eine imaginäre Mücke auf der Windschutzscheibe half nicht, auch konnte kein Rabatt fürs Brilleputzen herausgeholt werden. Peter Kirschke wurde zu 20.000 Schützentaler verurteilt.
Auf der Einladung zum Silberputzen von Schützenkönig Dirk Fomin stand “Freikarte Silberputzen”. Er forderte damit Schützenbrüder auf, seine Kleinodien zu reinigen. Hierfür sind jedoch nur der König selbst und seine Begleiter, Peter Kirschke und Michael Schall, zugelassen. Mitangeklagt waren wegen unerlaubtem Putzen der Kleinodien die Schützenbrüder Mathias Melzer, Timo Bobring, Lutz Peters, Manfred Meyer und Sigfried Vogt und wurden zu jeweils 10.000 Schützentaler verurteilt.
Die großzügigen Spender beim Schützengericht:
Volksbank im Harz
Stefan Bruszka
Ex-Bürgermeister Lutz Peters
Thomas Philipp, Olivier Kutscher
Sparkasse Osterode am Harz
Fachklinik für Orthopädie und Schmerztherapie Dr. Muschinsky Bad Lauterberg, Benjamin Muschinky
Hans-Jürgen Gückel
Tambour-Corps
Villa Juesheide
Norwegen-Freunde Herzberg
Stadt Herzberg, Bürgermeister Christopher Wagner
Mathias Melzer
Schierker Feuerstein, Walter Möller
Mit einem dreifachen „Gut Schuß!“ auf das deutsche Schützenwesen und die Herzberger Schützengesellschaft schloss Richter Sause die Veranstaltung und erhielt hierfür sehr viel Applaus.
Fotoserien
Schützengericht 2025 (FR, 13. Juni 2025)

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